Damianos Soumelidis
Die Geschichte vom Kühlschrank, der sich selbst befüllt, ist ein altes und gerne strapaziertes Beispiel dafür wie IT unser Leben verändert – und wird immer noch belächelt. Tatsächlich ist es aber auch ein Beispiel für Digitalisierung, für die Neuerfindung von Business-Modellen, für perfekte Abläufe und Customer Experience. Der selbstständige Kühlschrank ist ein Synonym für den Schwenk von der old economy zu einer neuen Lebens- und Business-Realität.
Wer auf Amazon ein Abo für Tierfutter oder Drogerieartikel ordert spart 15 Prozent. Verfügt man über eine Prime-Mitgliedschaft bekommt man Free-Delivery, Filme, TV-Serien, Musik und wer weiß noch was alles in Zukunft all-inclusive obendrauf. Wer hätte 1995 gedacht, dass man einem Online-Bücherladen einmal diese Produktvielfalt abkauft, wo doch weder Katzenfutter noch Filme je Mangelware waren? Die Schlüsselwörter dazu sind Convenience, Customer Experience, As-a-Service, Mobilität, gepaart mit der Vision, Business neu zu denken, es agil an soziale und technologische Möglichkeiten anzupassen.
Schon als eCommerce noch in den Kinderschuhen steckte war der Kühlschrank, der sich selbständig befüllt, Thema heftiger Kontroversen. Ein entsprechendes Patent wurde bereits 2002 angemeldet, trotzdem hat sich das Konzept auch 15 Jahre später noch nicht durchgesetzt, obwohl es längst startklar ist. War es das nicht längst? Nein, denn einerseits fehlte es den dafür notwendigen technologischen Komponenten an Reife, andererseits war die Integration, das notwendige Zusammenspiel von Geräten, Produktkennzeichnung, Logistik nicht gegeben. Aber der wesentlichste Faktor ist wohl, dass der Markt in bestehenden Denkmustern und Verhaltensformen festhängt.
Die 90er Generation meiner Kinder kann bereits heute und in sehr naher Zukunft noch mehr auf technologiegestützte Konzepte zugreifen, die uns vor wenigen Jahren völlig futuristisch erschienen. Die uns bevorstehende explosionsartige Entwicklung des Internet der Dinge, und die dadurch entstehende Vernetzung von Geräten und Lebensräumen wird den alltäglichen, selbstverständlichen Einsatz von Diensten ermöglichen, deren Komplexität für den Endverbraucher völlig unsichtbar bleiben wird.
Aber Technologie allein reicht nicht aus. Ausschlaggebend ist, dass die Menschen, egal ob Konsumenten oder Unternehmen, für neue Strategien offen sind, dass wir Konzepte über die gesamte Wertschöpfungskette neu denken und unser Business klug in Abstimmung mit den technologischen Chancen wählen – besser heute als morgen, denn der Fortschritt ist unaufhaltsam und gnadenlos. Oder wir sehen weiterhin nur zu, nehmen zur Kenntnis, dass eine Suchmaschine Autos baut, Buchhändler zu Handelsgiganten aufsteigen und Unternehmen weltweit in die zweite Runde ihrer Cloud-Strategie eintreten, um in Perfektion zu gehen und für die vierte industrielle Revolution gewappnet zu sein. Während die Verlierer von morgen im alten Modus nach dem „schauen wir mal“-Prinzip verharren und den bestellenden Kühlschrank immer noch belächeln.
The Internet of Things – infographic The Connectivist based on Cisco data
Viele Unternehmen, die es geschafft haben, sich neu zu erfinden und ihr Angebot am Puls der Möglichkeiten umzugestalten haben gewonnen. Andere haben verloren: 70 Prozent der Fortune 1.000 Companies wurden zwischen 2003 und 2013 durch erfolgreichere Firmen ersetzt.Die Herausforderung der CxOs ist es, sich rechtzeitig (also vorgestern) in Position zu bringen um herauszufinden, welche der Megatrends man sich zu Nutze machen kann.
Die Technologie bietet sich als Lösungsplattform bereits in großer Vielfalt an. Dank flexibler Cloud Architekturen werden Kapazitäten schnell und anpassungsfähig gehalten. Agile Softwareentwicklung zusammen mit der Cloud liefert unzählige Möglichkeiten zur digitalen Neuerfindung. Im Gegensatz zur klassischen IT, die stabil, robust und dazu da war, das Geschäft am Laufen zu halten, setzen die neuen Konzepte auf Beweglichkeit, auf Omni-Channel, auf vernetzte Intelligenz, Sensorik und schnelle Reaktionszeiten.
Im Übrigen, denken wir das Kühlschrank-Konzept mal kurz durch: Eine um Potenzen günstigere RFID Technologie erlaubt intelligente Verpackungen von Lebensmitteln. Der über das Internet mit den Händlern meines Vertrauens kommunizierende Kühlschrank schlägt mir, basierend auf meinem historischen Kaufverhalten auf meinem Smartphone vor, die fehlende Butter oder die seit 5 Tagen abgelaufene Milch zu bestellen. Ich bestätige kurz und die Waren werden zu den vereinbarten Zeiten, zum vereinbarten Ort geliefert.
Was bitte sollte daran utopisch sein? Ich bin der erste, der so einen Kühlschrank kaufen wird.
IoT, Internet of things, Cloud
Damianos Soumelidis
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